Hans Rothfels

Ideengeschichte und Parteigeschichte[1]

Ein Forschungsbericht

 

Die Geschichte der deutschen Parteien ist ein verhältnismäßig noch junger Zweig am Baum unserer Historiographie. Im letzten Jahrzehnt aber ist es den wissenschaftlichen Bemühungen auf diesem Gebiet ebenso ergangen wie dem Substrat, um das man sich bemühte: Beide sind in das Stadium einer überaus starken Expansion getreten. Eine Unzahl von Editionen, Darstellungen und Studien zeugen für den Grad dieses neu entfachten Interesses.

Es würde wenig Frucht versprechen und wäre insbesondere an diesem Orte verfehlt, über eine so umfängliche Literatur nach dem Schema einer äußeren Systematik zu berichten, etwa die verschiedenen Sachgebiete Revue passieren zu lassen unter den Gesichtspunkten der stofflichen Anreicherung und der Vermehrung unserer Einzelkenntnis. Vielmehr wird es darauf ankommen, die Kategorie der Quantität, die den Betrachter zunächst einigermaßen bedrückt, in die Kategorie der Qualität zu verwandeln. Damit soll gemeint sein nicht nur die (selbstverständliche, wenn auch immer problematische) Auswahl des „Wertvollen”, sondern zugleich eine Blickrichtung, die weniger den Gegenständen parteigeschichtlicher Bemühung gilt als der Art, wie sie angefasst worden sind. Es soll demnach zunächst gefragt werden, welche methodischen Probleme in dieser Literatur hervortreten, wieweit sie zu prinzipiellen Besinnungen Anlass gibt, etwa über das Wesen der Partei und der Parteigeschichtsschreibung, über das Verhältnis von Idee und Interesse, von Theorie und Realität, über die Beziehungen des historisch Besonderen zum soziologisch Allgemeinen. Nicht wenige der Neuerscheinungen lohnen eine Besprechung unter solchen Gesichtspunkten, der Zustand der Sonderdisziplin im ganzen lässt sie als durchaus notwendig erscheinen. So geht es dem Referenten über Parteihistorie nicht anders wie dem Parteihistoriker selbst: Erst wenn die prinzipiellen Vorfragen geklärt, erst wenn die Leuchtfeuer angezündet sind, kann er sich auf das hohe Meer begeben, kann er es wagen aus dem wogenden Stoff einige Hauptgruppen herauszugreifen und an ihnen den Forschungsstand in einer Art aufzuzeigen, die über das bloß stoffliche Interesse hinausgeht.

 

I.

Die frühere, wenn man will, stiefmütterliche Behandlung der Parteigeschichte in Deutschland beruhte nicht nur und nicht immer auf mangelndem Interesse oder auf Ressentiments (die nun freilich überkompensiert erscheinen) sondern auch auf prinzipiellen Schwierigkeiten. So schlug das an sich vorhandene Bedürfnis die nächstliegenden Behelfswege ein: so entlud sich zumeist in den Formen der biographischen Literatur. Wir besitzen eine Reihe ausgezeichneter Lebensbilder von deutschen Parteiführern, die zumeist im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts erschienen sind. Aber der Trieb parteigeschichtlicher Erkenntnis ließ sich damit nicht voll befriedigen. Denn das allgemeine Spannungsverhältnis zwischen Biographie und Geschichte gilt auch und insbesondere für dieses Spezialgebiet, es gilt trotz allem, was seit Bismarck über die Rolle des Kondottieritums in der Entwicklung der deutschen Parteien gesagt worden ist. So taucht hier ein erstes wichtiges Problem auf: das Verhältnis von Persönlichkeit und Partei. Wir haben ihm hier nicht des näheren nachzugehen und stellen nur eine allgemeine Beobachtung an den Beginn. Die Entwicklung des deutschen Parteiwesens nimmt – unter dem Geschichtspunkt dieses Problems angesehen – offenbar eine Mittelstellung ein zwischen dem romanischen und dem angelsächsischen Typus. Sie unterscheidet sich von der französischen Entwicklung, in der das Moment persönlicher Kristallisation immer wieder ein maßgebliches ist und die im Extrem zur rein persönlichen Gefolgschaft, zur Cliquenbildung führt. Ebenso aber weicht sie von der englisch-amerikanischen Entwicklung ab, in der die Eigengesetzlichkeit, der Lebenswille der einmal bestehenden Partei von größtem Einfluss ist und die im Extrem zu einer Herrschaft des Parteiapparats und der Maschinerie (des „Caucus”) über Persönlichkeiten und sachliche Gehalte führt. Von den historischen Gründen dieser Unterschiede kann hier nicht gehandelt werden,[2] sie sollen zunächst nur deutlich machen, dass das Verhältnis von Biographie und Geschichte in der deutschen Parteihistorie seine besondere Problematik hat. So bleibt denn der Ertrag jener isolierten Lebensbilder letzten Endes unbefriedigend, sie haben wohl im einzelnen viel Aufklärung gespendet, insbesondere für die Anfänge des deutschen Parteiwesens, aber sie behalten ihm gegenüber notwendig etwas Exzentrisches. Die wirklichen Subjekte, um die es geht, sind überpersönliche Lebenseinheiten. Und grade die Art, wie die deutschen Parteien als solche Einheiten sich in allem Wandel bewähren, wie sie aus landschaftlichen und sozialen, aus ideellen und politischen Traditionen sich verweben, wie sie persönliche Zuschüsse einbauen und umbilden – das gehört zu den feinsten und kompliziertesten Aufgaben ihrer Geschichte.

Man könnte sie sich gelöst denken in einer Biographie auf höherer Ebene, in Lebensbildern eben jener überpersönlichen Lebenseinheiten. Solche Erwartungen werden von dem wirklichen Stande unserer Literatur enttäuscht. Was vor dem Kriege an Parteigeschichten erschienen ist, erhebt sich – mit einer Ausnahme – nicht über das Niveau oberflächlicher Kompilationen anklagender oder apologetischer Natur. Und auch die einzige Parteigeschichte größeren Stils, an die man in den letzten Jahren die Hand gelegt hat, die Geschichte der Zentrumspartei von Bachem,[3] trägt mehr vorbereitenden Charakter. Sie ist wertvoll durch die breite stoffliche Darbietung und in den letzten Bänden auch durch die intimeren Aufschlüsse, wie sie ein Mithandelnder zu geben vermag. Und doch will das Werk nicht nur Materialsammlung und Quelle, sondern „Parteigeschichte“ sein, ja es soll die besondere Grandlinigkeit eben dieser Parteigeschichte erweisen, wobei dann freilich die inneren Gegensätze (beispielsweise der Berliner und Kölner Richtung) ebenso verwischt werden wie der äußere Gegner (und damit das Element des geschichtlichen Handelns) simplifiziert erscheint. So bezeichnet auch das Buch Bachems in seiner Weise die Problematik der Situation. – Nur eine Parteigeschichte steht auf anderem geistigen Niveau, das ist die 1913 in 5. Auflage erschienene Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. von Franz Mehring. Die Sonderstellung dieses Werkes erklärt sich einmal aus dem Charisma des Autors, der gelegentlich als ein „Treitschke mit umgekehrtem Vorzeichen” charakterisiert worden ist, der jedenfalls in der Durchdringung erheblicher Massen primären Quellenstoffes eine Energie und Gestaltungskraft bewährt hat, wie sie bisher noch der Gesamtgeschichte keiner anderen Partei zu Gute gekommen sind. Zu diesen persönlichen Vorzügen kommt ein sachliches Moment hinzu, das uns weiterführen wird. Mehrings Werk ruht auf theoretischen Voraussetzungen, die in die parteigeschichtliche Atmosphäre ein Prinzip objektiver Betrachtung einzuführen beanspruchen.

So erhebt sich eine zweite wichtige Frage: inwieweit ist objektive Parteigeschichtsschreibung denkbar, oder besser gesagt, welche Sonderfarbe trägt das Problem der historischen Objektivität auf dem Spezialgebiet der Parteigeschichtsschreibung? Ohne Zweifel die Sonderfarbe einer exzeptionellen Fragwürdigkeit. Das liegt nicht nur an der „Jugend” der Disziplin, sondern bis zu einem gewissen Grade in der Sache selbst. Das Kompositum „Parteigeschichte” hat – schon rein als Wort genommen – etwas vom Charakter einer contradictio in adiecto; es spiegelt einen sehr anderen Tatbestand wider als etwa die Begriffe Staatengeschichte oder Nationalgeschichte. Gewiss auch auf dem Arbeitsfeld dieser Disziplinen herrschen Streit und Polemik, Propaganda und Gegenpropaganda, die der Erkenntnis das Leben sauer machen. Niemand wird glauben, dass sie in einem vollkommenen Sinne erreichbar sei, aber aus der Praxis selbst ergeben sich kompensatorische Momente. Denn zwischen Staaten und Nationen besteht ein „pluralistisches“ System, hier handelt es sich um Gegenspieler von grundsätzlich und aufs Große gesehen gleichem Recht, um Gegner zudem, die kein verantwortlich Handelnder karrikieren darf, wenn er nicht in seinem eigenen Handeln schließlich Schaden erleiden will. So hat in allen großen Staatsmännern mehr oder weniger deutlich das Bewusstsein gelebt, dass nicht nur die eigene Politik, sondern auch die der anderen Staaten und Nationen einem (vielleicht verzerrten und überspannten, aber jedenfalls immer vorhandenen) Grundbestand von berechtigten Interessen, von „Staatsraison” folge. Aus dieser Anschauung der Praxis hat die geschichtliche Theorie und die geschichtliche Darstellung gelernt, bis dann aus der Befruchtung durch Idealismus und Romantik das Bild der Rankeschen „großen Mächte” erwuchs, das Bild der eigengesetzlichen nationalen Individualitäten. Damit war mindestens prinzipiell der Rahmen für eine objektive Betrachtungsweise gewonnen. In der deutschen Parteigeschichte hingegen kann von einer solchen Vorbereitung des Bodens von den Bedürfnissen der Praxis her nicht ernstlich gesprochen werden. Wenn in England die Entstehung der Parteien aus der gleichen gesellschaftlichen Schicht, ihre jahrhundertelang währende und wechselnde Beteiligung am Staate zum fair play geführt hat, zur Einhaltung von „Spielregeln“, zur Vorstellung eines auf beide Parteien jeweils verschieden verteilten „Rechtes”, das in der „Diskussion” herauskomme, so ist das in Deutschland sehr anders. Das Prinzip der Parteiung wurde ernster und absoluter genommen, es musste vielleicht so genommen werden, um überhaupt erst Parteien möglich zu machen. „Une doctrine ne devient active qu’on devenant aveugle”, so hat Hippolyte Taine diesen Zusammenhang einmal formuliert. Der Anspruch „allein selig zu machen” lebt aus der kirchlichen in der weltlichen Parteigeschichte Deutschlands nach. Und auch wo dieser Doktrinarismus innerlich abgestorben ist, halten ihn die praktischen Bedürfnisse der Form nach weithin am Leben. So ist es eine ganz geläufige Erfahrung unserer Parteikämpfe, dass ausschließlich dem eigenen Standpunkt das Vorrecht der Logik und der Ethik zugebilligt wird, während die Argumente des Gegners geistig und moralisch zugleich als minderwertig erscheinen. Es würde nicht schwer sein, den breiten Einbruch solcher Anschauungen in die Parteigeschichtsschreibung aufzuweisen.

Nur eine der offiziösen Parteiauffassungen scheint dieser Suggestion nicht zu unterliegen, das ist die des Marxismus. Wenn alle Geschichte aus Klassenkämpfen besteht, wenn die verfassungspolitischen und kulturpolitischen Forderungen der Parteien nur der ideologische Überbau bestimmter ökonomischer Schichtungen sind, so hat ja theoretisch keine Partei vor der anderen etwas voraus. In der Tat beruht auf diesen Anschauungen, wie erwähnt, einer der Vorzüge des Werkes von Mehring. Er kann die gegnerischen Standpunkte oft überraschend unbefangen würdigen – eben soweit sie aus Klassenmotiven erklärbar sind. Aber freilich: von den psychologischen Bedingungen des Parteilebens bleibt auch der marxistische Historiker nicht frei, demgemäß entladen sich persönliches Temperament und sachliche Leidenschaft in scharfer, zum Teil holzschnitthaft grober Polemik. Und vor allem: Auch prinzipiell ist die Objektivität dieser Theorie doch nur eine scheinbare. Es steckt in ihr zugleich der Keimpunkt grade zu einem besonders schroffen Verdikt über alle Andersdenkenden. Denn die Interessen, auf denen die verschiedenen Parteien beruhen, sind ja nicht gleichwertig, nicht miteinander koordiniert. Allein das Klasseninteresse des Proletariats ist identisch mit der Vernunft und mit dem Menschheitsinteresse. Erst die Befreiung der letzten unterdrückten Schicht bedeutet die: Emanzipation der Menschheit, die Beseitigung der sozialen Unterdrückung überhaupt. Diese in sich großartige Teleologie ist von stärkster parteibildender Kraft gewesen, aber für die Parteigeschichtsschreibung bedeutet sie eine neue schwere Gefahr. Sie sieht den Gegner im besten Falle als weltgeschichtliches Vehikel, als unfreiwilligen Diener am Werk. Soweit er dieser Rolle widerstrebt, verfällt er notwendigerweise der Anklage wegen rückständiger Borniertheit und reaktionärer Klasseninteressen.

So lassen uns die bisherigen Versuche der Geschichte von Einzelparteien, die Versuche der „Parteienbiographie”, im Stich. – Vielleicht, dass wir zu freierer und befriedigenderer Aussicht gelangen, wenn wir den Standpunkt noch ein Stockwerk höher nehmen, wenn wir von der Geschichte einer konkreten deutschen Partei zu der Geschichte der deutschen Parteien insgesamt aufsteigen. Ist nicht hier jenes Maß von Objektivität erreichbar, das von der Staatengeschichte für die Auffassung der Politik einzelner Staaten vorbereitet wurde? In der Tat liegt aus dem letzten Jahrzehnt der wertvolle Versuch eines solchen Überblicks vor: Die „Geschichte der politischen Parteien in Deutschland“ von Ludwig Bergsträsser.[4] Wir besitzen kein besseres Orientierungsmittel über die Realien und die äußere Pragmatik der deutschen Parteigeschichte als dieses sehr solide gearbeitete Handbuch. Es ist zudem von Auflage zu Auflage sorgsam ausgebaut worden, namentlich im quellenkundlichen Teil und hinsichtlich der jüngsten Ereignisse. Aber Sorgfalt und Solidität sind mit starken Opfern erkauft, mit einer Beschränkung wesentlich auf die Geschichte der Fraktionen, die ja mit der Geschichte der Parteien keineswegs identisch ist, so sind die parlamentarischen Erfolge und die parlamentarischen Krisen, die Abstimmungs- und Wahlergebnisse, die Fusionen und Sezessionen das Hauptthema. Man könnte darin eine wohlweislich vorgenommene und technisch berechtigte Arbeitsteilung erblicken, wenn nicht die dahinter stehende petitio principii so deutlich hervorträte. Die Geschichte der politischen Parteien, so sagt Bergsträsser, fällt zusammen mit der Geschichte des Parlamentarismus. Über die empirische Feststellung hinaus, dass Vertretungskörperschaften das Hauptgebiet des Parteilebens seien, wird hier unverkennbar eine „naturgemäße” Entwicklung postuliert, die Entwicklung zum Parlamentarismus im technischen Sinne. Nur in diesem Rahmen erhalten die Definitionen der Parteien (fortschrittlich, konservativ, reaktionär) einen gleichbleibenden Sinn und die einzelnen Etappen ihren bestimmten Akzent. So erweist sich auch diese auf alle Parteien gerichtete und dem bloß Faktischen zugewandte Darstellung naiv-apriorisch unterbaut und von der Parteiatmosphäre gefärbt. Nur dass hier, statt der sozialistischen eine liberal-demokratische Teleologie am Werke ist.[5]

 

II.

Neben der biographischen Literatur und der Parteienbiographie, die eine Geschichtsschreibung im Sinne – mehr oder weniger – der „pars militans” zu werden droht, ist eine andere Forschungsrichtung zu nennen, die manche Aussicht hat, die bisher hervorgehobenen Schwierigkeiten zu überwinden, die dafür aber in weitere prinzipielle Fragen hineinführt. Es ist die ideengeschichtliche Richtung, die in der allgemeinen Geschichtsschreibung bereits vor dem Krieg große Bedeutung gewonnen hatte und sich seitdem erst recht auf unserem Spezialgebiet ausdehnen konnte. Auch hier ist Ranke Führer gewesen. Er stellte die „eigene Bewegung der Ideen“, ehrfürchtig und mit dem vollen Bewusstsein methodischer Fruchtbarkeit, auf. Ist in ihr nicht jenes Kontinuum greifbar, jene überpersönliche und über zeitliche Macht, aus der das Leben der Parteien sich speist? Freilich ist das eine Frage, die mit einigem Ernst nur an die deutsche Parteientwicklung gerichtet werden kann. Sie etwa gegenüber Parteien wie den englischen oder gar den nordamerikanischen zu stellen wäre mehr oder weniger abwegig. Denn deren ideeller Gehalt erweist sich als weitgehend vertauschbar und, von der jeweiligen aktuellen Situation beherrscht. Nichts ist dafür charakteristischer als die Tatsache, dass die New York Tribune im Jahre 1920 einen Geldpreis aussetzte zur Gewinnung des besten Programms für die schon bestehende republikanische Partei. Die deutschen Parteien befinden sich im Verhältnis dazu am anderen Pol. Ihre Programme hängen mit bestimmten ideellen Bewegungen zusammen, die der äußeren Organisation vorausgehen, sie sind in hohem Masse Weltanschauungsparteien. Mindestens für die Anfangsstadien gilt das, und es ist eine sehr ernsthaft zu erörternde Frage, ob und wieweit dieser Charakter sich auch weiter hin durchgesetzt hat, trotz der „Materialisierung”, trotz des natürlichen Prozesses, nach dem eine Partei umso mehr von ihrem geistigen Gehalt unabhängig wird, je mehr sie an äußerer Macht gewinnt. Ist also nicht dieser Schicksalsgang der Idee die „eigentliche“ deutsche Parteigeschichte? – Es kommt hinzu, dass hier auch am besten der Boden der Objektivität im Prinzip erreichbar scheint. Gegenüber dem Eigenrecht der Idee verstummt das Banausentum, tritt das pharisäische Bewusstsein, im Besitz des echten Ringes zu sein zurück; es heben sich die reinen Formen aus dem Staub des täglichen Kampfes. Ohne Zweifel hat dieses Bedürfnis, hat der Wunsch in eine Atmosphäre oberhalb des dunstigen Brodem zu gelangen, bei der Ausbildung der ideengeschichtlichen Richtung überhaupt eine erhebliche Rolle gespielt. So ging zusammen mit der Verfeinerung der Erkenntnismethoden, mit der Durchleuchtung der geistigen Grundhaltungen, mit der Blickschärfung für das „Essentielle” eine Abwendung vom Elementaren und Primitiven vor sich. Es ist daher kein Zufall, dass die Meisterleistungen dieser Forschungsart ihr Objekt in der geistig-aristokratischen Welt um 1800 haben. Und dem entspricht es, wenn aus ihrer Fruchtbarmachung und Verbreiterung für die Parteigeschichte nicht unbedenkliche Folgen entstanden sind, es trat nur zu leicht eine Verflüchtigung des wirklichen Substrates ein, das mit dem Elementaren nun einmal in unabtrennbarer Verbindung steht, so ist hier eine Umkehr deutlich zu beobachten.[6] Man wird immer betonen müssen, dass Parteigeschichte nicht identisch ist mit Geistesgeschichte oder gar mit der Geschichte der staatstheoretischen oder politischen Literatur. An sich verdienstliche Bücher wie Vorländers „Von Machiavelli bis Lenin“[7] oder seine Geschichte der sozialistischen Idee,[8] die hier als Typus herausgegriffen seien, geben für unser Thema nur mageren Ertrag. In wieweit überhaupt die Darlegung eines Systems oder einer Abfolge von Ideen sich mit der „eigentlichen” Parteigeschichte zu berühren vermag, das wird später noch an konkreten Beispielen zu-prüfen sein.

Aber unabhängig davon besteht der Anspruch, aus der ideenmäßigen Geschichte (oder Vorgeschichte) der Parteien Grundlagen einer objektiven Betrachtung zu gewinnen. Es handelt sich dabei nicht darum, dass ein idealistisches Prinzip als parteischöpferisch dem angeblich schlechten Egoismus (jeweils der „anderen”) entgegengesetzt wird, sondern es handelt sich um die Anerkenntnis, dass in allen Parteien Ideen eigenen Rechts lebendig sind (oder sein können), dass sie alle in thesi (wenn auch nicht immer in praxi) teilhaben am prometheischen Feuer, dass ihr Nebeneinander ebenso notwendig und berechtigt ist wie das Nebeneinander der menschlichen Denkformen. Damit wird der Blick auf das principium individuationis gelenkt, auf das Wesen nicht so sehr der Parteien als der Parteiungen. Man kennt die verschiedenen Theorien, die über diese Teilungsvorgänge angestellt worden sind. Die älteste und ehrwürdigste ist die Lehre von den vier Temperamenten, mit ihr berührt sich die Annahme einer Scheidung nach den Altersstufen, die ja in den Pluralwahlrechten zu einer gewissen praktischen Bedeutung gekommen ist. Aber hier wie dort handelt es sich doch nur um ein flüchtiges Mehr oder Minder, um grobe quantitative Scheidungen und zum Teil um solche, die deutliche Wertfarbe tragen (Jugend und Reife!). Ebenso unzureichend sind die psychologischen Kategorien Beharren und Neuerung, sie sind rein formalistisch und erhalten erst Sinn im Rahmen einer Teleologie. Festeren Boden betritt der Versuch einer Scheidung, wie ihn in der älteren Literatur Adolf Merkel unternahm. Er entwickelt in seinen „Fragmenten zur Sozialwissenschaft” nach dem Schema von Individuum und Gemeinschaft den Gegensatz der analytischen und der synthetischen Denkform. Man wird sagen können, dass diese Scheidungen sich zwar nie und nirgends mit einer historischen Partei decken, dass sie aber in ihnen ein wichtiges Moment der Parteiung darstellen. Merkels Ansatz ist weitergeführt worden von einem Autor, dem das wichtigste parteitheoretische Buch der Berichtszeit verdankt wird: von Werner Sulzbach in seinen „Grundlagen der politischen Parteibildung“.[9] Auch er unterscheidet die wirklichen politischen Parteien und die möglichen Parteiungen, für die letzteren wird ein sehr viel reicheres Schema aufgestellt. So treten hinzu der Gegensatz im Verhältnis von Zweck und Mittel (gleichsinnig oder ungleichsinnig) sowie die Antinomie von Unbedingtheit oder Opportunität. Der Historiker wird gut tun, sich mit diesen Aufstellungen vertraut zu machen, sie sind sehr viel wirklichkeitsnäher als es nach einem so knappen Referat scheinen möchte. Aber freilich es bleiben das alles Hilfskonstruktionen zum „Verstehen”.

So wird der Blick auf die in der geschichtsphilosophischen Erörterung neuerdings vielbesprochene „Hermeneutik“ und ihre mögliche Fruchtbarkeit für die Parteigeschichte gelenkt. Einen wichtigen Ansatzpunkt bietet hier die Diltheysche Typenlehre. Es ist bekannt, welch starken Einfluss sie auf die ganze ideengeschichtliche Forschung ausgeübt hat, auch die Parteigeschichte konnte – mindestens indirekt – davon Gewinn ziehen. Als Beispiel wäre hier zu nennen die Abhandlung von P.R. Rohden: „Die weltanschaulichen Grundlagen der politischen Theorien”[10]. Sie sucht „Attituden” und „Mentalitäten” heranzuarbeiten sowie das Erlebnishafte der politischen Ideen zu schildern. Die Theorien werden also nicht abgeleitet und systematisiert aus der logischen Folge, aus der Dialektik des Begriffs, sondern sie werden „verstanden“ als Mit- und Nacheinander typischer Grundhaltungen, letztmöglicher politischer Einstellungen. So tritt zur Literaturgeschichte der politischen Ideen der Faktor der menschlich willenmäßigen Entscheidung aus der Totalität des Lebensgefühls bedeutsam hinzu. Man könnte sich diese Betrachtungsart fortgesetzt denken aus der Sphäre der politischen Theorien in die Welt der wirklichen politischen Parteien hinein und gipfelnd in einer geistesgeschichtlichen Typisierung ihrer Grundhaltungen. In der Tat liegt für eine einzelne Partei ein sehr bedeutsamer Versuch in solcher Richtung vor.[11] – Aber ein Gesamtüberblick, der gewissermaßen das „ideelle Rekrutierungsgebiet” der Parteien schilderte, steht bislang aus.[12] Der Aufsatz von A. de Queryain „Die geistigen Grundlagen der politischen Parteien“[13] hat nur ein beschränktes Ziel. Er hebt – in einigermaßen subjektiver Auswahl – einige Züge in der gegenwärtigen Haltung der liberalen Demokratie, des Konservativismus und Sozialismus sowie der kirchlichen Hauptrichtungen hervor. Die Kritik, die dabei geübt wird, die Scheidung zwischen abgestorbenen und lebenskräftigen Elementen der Ideologien, ist an sich interessant, und zeigt in der Unbefangenheit, in der grundsätzlichen Koordinierung, dass es im Reich der Ideen leichter ist den Boden der Objektivität mindestens grundsätzlich zu erreichen als im Rahmen einer Fraktionsgeschichte. Aber wird dieser Vorteil nicht erkauft mit der offenbaren Blutlosigkeit eines abstrahierenden Verfahrens? Was bedeuten die Ideen realiter im Leben der Parteien? Erst die Erörterung dieser mehrfach schon angerührten Frage wird die methodische Lage der deutschen Parteigeschichte ins rechte Licht setzen.

 

III.

Auch hier führt das Spezialproblem auf sehr allgemeine geschichtsphilosophische Fragen zurück und hat doch zugleich eine spezifische Dringlichkeit. Was zunächst die Grundlegung betrifft, so sei ein Aufsatz herangezogen,[14] in dem K. Riezler über „Idee und Interesse in der politischen Geschichte“ gehandelt hat. Seine philosophischen Deduktionen erstreben (was übrigens schon in Droysens „Historik” klassisch formuliert worden ist) eine Überwindung sowohl der determinierenden Kausalität wie des Entelechiebegriffs. Die Individualitäten der Geschichte entwickeln sich weder aus den Ursachen noch aus der Keimen. „Was geschehen ist, geschah, aber es musste nicht geschehen… Das Vorhergehende limitiert die Möglichkeiten des Folgenden aber es determiniert nicht das Ganze seiner Wirklichkeit.” So ist für Idee und Interesse, die hier als Spontaneität und Gegebenheit gefasst werden, gleichzeitig Raum. Die Ideen bilden die Interessen, wie sie von ihnen gebildet werden. – Als allgemeinen geschichtsphilosophischen Rahmen wird man das auch für unsere Fragen akzeptieren können. Aber schon Riezler weist auf die verschiedenartigen Spannungsverhältnisse hin, die dem Historiker an den konkreten Problemen entgegentreten. So meint er, es sei das Glück Englands gewesen, dass hier ein jedes Interesse seine Idee fand und die Entwicklung, der Ideen sich stets von einem lebendigen Sinn für das Wirkliche formen ließ. Im Unterschied davon mache es die Tragik Deutschland aus, dass hier kaum jemals die Ideen den Interessen sich anzupassen, die Interessen sich rechtzeitig in ideelle Einheiten zu verfestigen vermocht haben.

Ohne dies zugespitzte Aperçu zu unterschreiben, wird man doch sehr wohl den Ausgang von daher nehmen können. Wenn früher gesagt wurde, dass etwa an die englischen Parteien von einem spezifisch ideengeschichtlichen Standort kaum herangetreten werden kann, so sind sie ebensowenig vom Boden klassenmäßiger Interessen zu begreifen. Wighs und Tories stellen ursprünglich ja Spielarten der gleichen aristokratischen Herrschaftsschicht dar,[15] die Namen der großen Familien finden sich häufig genug diesseits wie jenseits des Grabens. In Frankreich verbietet allein schon die Vielzahl und der häufige Wechsel der Parteien eine klare Zuteilung der Interessentengruppen; mit darum, d.h. wegen dieser „korrumpierenden” Verwischung der Klassenunterschiede, verwirft der französische Syndikalismus Parlament und Parteiwesen zugleich. Hier sind es in der Tat die konkreten Erscheinungen, die in einem gewissen Gleichgewicht zwischen „Idee und Interesse” ruhen, im französischen Fall mit überwiegender Spontaneität, aber auch da ohne Zuspitzung nach der prinzipiellen Seite. In der deutschen Parteigeschichte ist das sehr anders, und es kann kein Zufall sein, dass gerade hier auf eine ausgesprochen „idealistische” Theorie und Praxis der Parteien die „Umkippung” gefolgt ist, die Parteilehre des historischen Materialismus und die tatsächliche Materialisierung der deutschen Parteien: ein Prozess, der vor 1914 doch schon so weit gediehen war, dass man die hauptsächlichen sozialen Schichten Deutschlands (mit allen Vorbehalt und mit wichtigen Ausnahmen) als normales Rekrutierungsgebiet bestimmter Parteien anzusprechen vermochtet).[16]

An diesem Dilemma hat eine reiche parteitheoretische Literatur angesetzt. Sie hat zum Teil eine antiideologische und ausgesprochen desillusionistische Richtung. Es galt nicht nur die Interessenbefangenheit der Ideen klar zu legen, sondern es galt auch darüber hinaus, die Abhängigkeit der parteimäßigen Gebilde von der Realität im nüchternsten Sinne darzutun, die Abhängigkeit vom „Apparat“ und vom „Betrieb”, von der „realsoziologischen“ Struktur der Massenorganisation. Das, was in den angelsächsischen Ländern geläufige Partei-Praxis war, erfuhr so insbesondere in der deutschen Gesellschaftswissenschaft eine theoretische Zuspitzung. Es erübrigt sich hier näher auszuführen, was das Lebenswerk Max Webers in dieser Richtung bedeutet hat. Es mag genügen auf seine große Rede „Politik als Beruf” zu verweisen, die schonungslos von der „geistigen Proletarisierung“ der modernen Parteien spricht und zugleich gegen alles verblasene politische Literatentum die kräftigsten Antidote enthält.[17] Weiter kommen in Betracht spezialistische Untersuchungen der Methoden und der Technik, mit denen die Parteien ihre Wahlpropaganda betreiben, die Massen bearbeiten und die öffentliche Meinung beherrschen, sowie namentlich Untersuchungen über das Führerproblem, über den Zusammenhang von Demokratie und Oligarchie. Hier ist neben Ostrogorski[18] aus der älteren Literatur zu nennen das Buch von Robert Michels „Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Parteiensysteme”.[19] Interessant in unserem Zusammenhang ist dabei die (nicht neue aber scharfsinnig durchgeführte) Herausarbeitung des „Dualprinzips”, der Notwendigkeit für weiß oder schwarz zu stimmen, die durch weltanschauliche Postulate nicht aufhebbar ist, sowie die Herausarbeitung der Opposition als eines relativierenden Faktors, der dem Bewusstsein des echten Ringes widerspricht.

Aber diese Abwertung der geistigen Gehalte aus der Technik des modernen Parteilebens heraus rührt noch nicht an die letzten grundsätzlichen Fragen. Es kommt hinzu der Angriff, der das „ökonomische Element” im heutigen Parteiwesen als dominierend und in seiner Geschichte als strukturhaft entscheidend bezeichnet. Die „Ideen”, oder wie es angesichts dieser Kritik heißen muss, die „Ideologien” sind darnach entweder Spiegelungen der wirtschaftlichen Verhältnisse, der Änderungen in der Produktionsweise oder transvestierte Interessen, d. h. Mittel der Einzelnen oder der Klassen zur Durchsetzung ökonomischer Ziele. Man hat von jeher darauf hingewiesen, dass eine Fülle von Tatsachen der deutschen Parteigeschichte einer solchen Interpretation widerspricht. Zunächst einmal die große Tatsache der Zentrumspartei. Sie umfasst Angehörige aller sozialen Schichten, sie hat das trotz starker Spannungen zu Wege gebracht und aufrecht erhalten, weil sie im Besitz einer auf soziale „Solidarität” dringenden ideellen Macht ist, die autoritative Gültigkeit beanspruchen kann. Auch die übrigen deutschen Parteien, so pflegt man zu sagen, zehren von einem Erbgut von Ideen, die gewiss nicht frei in der Luft schweben, sondern auf einen in Umrissen bestimmbaren sozialen Standort erwachsen sind. Aber es ist schlechterdings unmöglich, von hier aus die komplizierte Entwicklung der deutschen Parteiideologien und der praktischen Parteibildungen zu determinieren. Wie will man die sehr deutlichen landschaftlichen Varianten des Liberalismus, wie den Gegensatz zwischen Althegelianern und Junghegelianern, wie den Einfluss der großdeutschen Frage vornehmlich als Spiegelungen oder Verhüllungen wirtschaftlicher Interessen erfassen? Wie will man es ökonomisch erklären, dass die Nationalliberalen Schutzzöllner und Freihändler in einer Fraktion vereinigten, dass sie die wirtschaftlichen Überzeugungen freigaben, um die Partei zu retten? Hier muss mindestens zeitweise das ideenmäßig Gemeinsame eine stärkere Bindung gewesen sein als das interessenmäßig Differente. Und schließlich: Gibt es einen stärkeren Beweis für die Kraft der Idee als grade den Siegeszug der sozialistischen Bewegung? Der Marxismus selbst hat seine Herkunft aus der idealistischen Philosophie in seinen großen Vertretern nie verleugnet, er wandte sich keineswegs nur an Klasseninteressen, sondern an Intellekt und Ethos aller derer, die das theoretisch Dargelegte einzusehen und willensmäßig anzueignen bereit waren.

Wichtiger jedoch als diese empirischen und „bürgerlichen“ Einwendungen sind in unserem Zusammenhang die Revisionen des historischen Materialismus und der marxistischen Parteilehre selbst. Gemeint ist dabei nicht der sogenannte „Revisionismus”, der für die hier in Betracht kommenden Fragen keiner ist. Denn wenn Bernstein[20] aus praktisch-reformistischen Bedürfnissen die „Bewegung” von dem Endziel trennte, so nahm er ihr das Pathos der revolutionären Dialektik und verstärkte – trotz Anerkenntnis eines Sollens – in Wirklichkeit eher die materialistischen Züge. Auch der Vulgärmarxismus mit der Betonung der naturgesetzlichen Wirtschaftsentwicklung hat das ideenmäßig bestimmte Handeln verbannt und damit grade dem unmarxistischen Opportunismus das Tor geöffnet. Der Protest hiergegen, wir er in den Berichtsjahren am bedeutsamen in dem Buch von Georg Lucasz „Geschichte und Klassenbewusstsein” vorgetragen wird,[21] hat für alle parteigeschichtlichen Überlegungen grundsätzliche Tragweite. Insbesondere der Aufsatz „Der Funktionswechsel des historischen Materialismus” zeigt in symptomatischer Weise an, wie die von Hegel abgezogene revolutionäre Dialektik in einer neuen Lage ihren ursprünglichen Sinn zurückgewinnt. Die Wirtschaft soll ihre Eigengesetzlichkeit verlieren; die Notwendigkeit, bisher ein führendes Element des sozialen Umwandlungsprozesses, ist jetzt ein Hemmnis, ein zu Bekämpfendes geworden. Und so ist es die außerökonomische Gewalt, die ins „Reich der Freiheit” verhilft: ein Sprung allerdings, aber ein echter Sprung, wenn er eine bewusste Beschleunigung in der Richtung des revolutionären Prozesses ist. Auch für Marx wäre eine Partei sinnlos gewesen, die nur den Zweck gehabt hätte, eine „kommende Sonnenfinsternis” herbeizuführen. So hat denn Marx seinerseits die relative Selbständigkeit der „Ideologie” durchaus anerkannt. Von Engels vollends liegen Worte aus den 90er Jahren vor, die sie auf die ökonomische Basis „zurückwirken” lassen. Im Anschluss daran hat Roffenstein das Problem der Ideologie in der materialistischen Geschichtsauffassung mit spezieller Rücksicht auf das moderne Parteileben untersucht.[22] Er kommt zur Feststellung von Kreuzungen und Interferenzen. Gleiche Wirtschaftsstufen können verschiedene Ideologien tragen, diese wirken aus sich selber fort und führen dann zu einen ausgesprochenen „Nichtangepasstsein” an die Interessen. Kurz: das einfache Zuordnungsprinzip versagt, weshalb Roffenstein die Forderung einer „mehrdimensionalen Diagnostik” erhebt.

Das kommt vom kritischen Sonderfall wieder auf das am Eingang dieses Abschnittes Gesagte zurück, auf die prinzipielle Anerkenntnis eines Wechselverhältnisses, das der Historiker empirisch von Fall zu Fall zu untersuchen hat. Trotzdem dürfte der methodologische Umweg kein vergeblicher sein, erst die kritische Besinnung wird auf dem umkämpften Gebiet das Recht der ideengeschichtlichen Forschung klären und eingrenzen. Dabei ist nun noch eine weitere Erwägung anzustellen. Wenn die Parteien immer mehr von Interessen durchdrungen werden, wofür ja in praxi vieles spricht, sind sie dann überhaupt noch „Parteien”? Gehört es nicht zu deren Wesen, dass sie auf ein und dasselbe Ganze bezogen sind, dass sie an die Staatsbürger schlechthin sich wenden, dass sie mit dem Mittel der Diskussion zu überzeugen suchen, beruht nicht das parteimäßige Leben auf der Voraussetzung, dass mit diesen Mitteln ein Gesamtwille sich realisieren kann? So besteht – logisch jedenfalls – eine Grenze gegen alle Berufs- und Interessenorganisationen. Diese wenden sich an die Solidarität einer bestimmten Schicht, ihr Ziel ist Kompromiss der Interessen gemäß ihrer jeweiligen Stoßkraft und der wirtschaftlichen Utilität. So sind Majorisierungen (das gegebene Austragsmittel des Parteikampfes) beim Nebeneinander von Interessenorganisationen oder Berufsständen im Prinzip nicht zu vollziehen. M. a.W.: in dem Maße, wie Parteien sich verwirtschaftlichen oder unter das Nebenregiment von Interessenten geraten, drohen sie als Objekte spezifischer Betrachtung zu verschwinden. Das würde – zu Ende gedacht – geradezu heißen, dass nur ein gewisser Zusatz von Idealität und Allgemeinverbindlichkeit „Parteien” konstituiert.

Auf diese Bedingtheiten hat, soviel ich sehe, zuerst 1912 Emil Lederer hingewiesen.[23] An ihn knüpft Sultan in einem Abschnitt der früher genannten Studie an. Auch er betont den logischen und soziologischen Gegensatz zwischen Interessenvertretung und Partei, aber er findet zugleich politische Ideen und ökonomisches Element im Parteileben trotz aller Spannungen darin verwandt, dass beide aus dem individualistischen Geist der modernen Gesellschaftsordnung stammen. So wagt er, unter Berufung auf Leopold v. Wiese, die paradoxe und doch sehr aufhellende Bemerkung, dass in gewissem Sinne alle Parteien heute „liberal” sind.

Damit ist erst recht die Frage nach der zeitgeschichtlichen Bedingtheit des Parteiwesens eben im Zusamenhange mit seiner ideenmäßigen Unterbauung aufgeworfen. Diese Frage hat in der Abhandlung von Carl Schmitt „Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus” eine ausdrückliche und höchst dezidierte Behandlung erfahren.[24] Es kommen hier zwei Hauptgedankenreiben dieser Studie in Betracht. Zunächst die von Schmitt vorgenommene Scheidung zwischen Demokratie und Liberalismus. Sie abstrahiert vom Klassensubstrat und ist rein ideologisch. Demokratie wird definiert nicht als Ziel der Gleichheit schlechthin (sie ist vielmehr ein liberaler Grenzfall), sondern als Gleichheit des Gleichsinnigen. Demokratie geht in irgendeiner Form und in verschiedenen Gradationen auf die Identifizierung von Regierenden und Regierten aus. Sie verträgt sich demnach durchaus mit Minderheitsregierung und Erziehungsdiktatur. Der Liberalismus hingegen beruht auf einem letzten Endes metaphysischen System der freien Konkurrenz und des Glaubens an die Harmonie. Seine spezifischen Mittel, die politische „Wahrheit” zu ermitteln, sind Öffentlichkeit und Diskussion, la discussion substituée à la force. Oder wie Bentham den optimistischen Grundgedanken klassisch ausgedrückt hat: „Im Parlament treffen sich die Ideen, die Berührung der Ideen schlägt Funken und führt zur Evidenz”. Auf diese Definitionen gestützt setzt die zweite Gedankenreihe ein, die Kritik am heutigen Parteiwesen und am Parlamentarismus. Beide sind ausgehöhlt, weil die gedanklichen Grundlagen des Liberalismus nicht mehr existieren, bzw. weil sie vor der täglichen Erfahrung, vor der Tatsache geheimer Entscheidung durch Ausschüsse und Interessenten sich widerlegen. Die diskutierenden Meinungen, die Argumente verschwinden, an ihre Stelle sind soziale und ökonomische Machtgruppen getreten, die auf faktischer Grundlage Kompromisse schließen. – Was ist aus diesen Aufstellungen für unseren Zusammenhang zu entnehmen? Aus der einen Gedankenreihe die Bestätigung des Wertes ideengeschichtlicher Forschung, die sich hier sehr glänzend bewährt. Aus der anderen der Hinweis auf ihre Grenzen. Denn es ist doch keine Frage: Trotz alles Berechtigten der Kritik, trotz des festgestellten Verschleißes der liberalen Ideen sind die Parteien, die auf diesem Boden sich gebildet haben, politisch-soziale. Realitäten, ist Aussprache und Abstimmen immer noch ein Moment politischer „Integration”, das der „geistesgeschichtlichen Todeserklärung” widersteht.[25] Und umgekehrt: Hat jene Ansicht „diskutierender Meinungen” jemals und irgendwo mit der Wirklichkeit des Parteilebens übereingestimmt?

So führt die Betrachtung wieder auf die Instanz der Wirklichkeit zurück. Von hier aus am ehesten wird es möglich sein, eine Art Zusammenfassung zu wagen, die freilich der Kompromisscharakter ihres eigenen Objektes nicht verleugnen kann. Es gibt zunächst eine Ideengeschichte, die man wohl (und insbesondere für Deutschland) als die gegebene Methode für die Anfänge des Parteiwesens und als wichtiges heuristische Prinzip für seinen Fortgang bezeichnen darf. Die Vermutung wird allemal dafür sprechen, dass in einer Welt ohne politische Erfahrung und ohne die begründete Tradition einer breiteren Teilnahme am Staat der Absprung zu ihr von der „Idee” her erfolgt, von einer Theorie des „besten” oder des „guten“ Staates. Und auch weiterhin ist offenbar ein Anhauch von Allgemeingültigkeit für deutsches Parteileben vonnöten, sie gibt gewissermaßen erst den Mut zum Handeln, ja wir sahen, dass die Möglichkeit sich „an alle“ zu wenden eine strukturelle Bedeutung hat. Aber die desillusionistischen Argumente sind ein ebenso wichtiges heuristisches Prinzip und niemals wird Ideengeschichte die „eigentliche“ Parteigeschichte sein, von vornherein steht ja auf diesem Gebiet alles Gedankliche dem Elementaren sehr viel näher, ist mit den Bedingungen des kollektiven Daseins enger verbunden als auf dem Gebiet der allgemeinen Staatspolitik oder der Verwaltung. Nicht das idem sentire sondern das idem velle konstituiere Parteien, so hat schon Treitschke vor der Überschätzung der „Gesinnungs”-gemeinschaft gewahrt. Diese bloß faktischen Willensentscheidungen können freilich ihrerseits geistig determiniert sein und auch als Massenerscheinung geistesgeschichtlich typisierend beschrieben werden. Es ist eine Frage des historischen Taktes, wie weit man darin gehen darf und wie man diese – gewissermaßen apriorischen – Scheidungen, d. h. Scheidungen nach den möglichen Formen des Denkens und Wollens mit dem brutum factum verbindet, mit dem Einfluss der örtlichen Besonderheit und mit dem Ausschlag einmaliger Ereignisse, mit Führerentschluss und Massenbedürfnis, mit der Technik der Agitation und der Abstimmung, mit den Bindemitteln des Apparats und der Patronage. Individuum est ineffabile, das wird letzten Endes auch hier gelten. Denn als „Individualitäten” muss der Historiker die Parteien sehen, als Lebenseinheiten überpersönlicher Art, die grundsätzlich koordiniert sind, als „kleine Mächte“,[26] um im Rankeschen Bilde zu bleiben, d. h. als Untereinheiten des staatlichen und nationalen Lebens, die ihr Recht – ganz abgesehen von der „Richtigkeit” ihrer Gedanken – an der Realität zu erweisen haben, die aber – nach aller deutschen Erfahrung – von dieser dementiert zu werden pflegen, wenn das Gedanklich-Prinzipielle vom bloß Faktisch-Taktischen aufgezehrt ist.

 

IV.

Was im Vorstehenden über die methodische Lage im ganzen zu sagen war, soll nun exemplifiziert werden auf einige wichtige literarische Erscheinungen und auf einige Hauptgruppen des parteigeschichtlichen Schrifttums. Es mögen den Anfang machen zwei Bücher, die mit unserem Spezialproblem direkt zwar nichts zu tun haben, die aber für die Situation der Parteigeschichte von symptomatischer Wichtigkeit sind: Die Metternichbiographie Srbiks[27] und Kählers Humboldt-Buch.[28] Beide haben ihr Zentrum in anderen Bereichen, in denen des staatlichen und geistigen Lebens, die Parteien stehen noch unter dem Horizont, aber die Männer, denen diese Biographien gelten, können füglich als Repräsentanten der beiden großen Parteirichtungen gelten, die heraufziehen und den Grundstock alles Parteilebens abgeben werden. Der eine, Metternich, das Haupt der europäischen Restauration, die eine besondere Form des Traditionalismus und Konservativismus ist. Der andere, Humboldt, ein Gläubiger des Fortschritts, der Prototyp des liberalen Idealismus, der Anwalt persönlicher Freiheit und humaner Bildung. Die beiden Biographien nun, die diesen Männern gelten, zeigen bei aller Verwandtschaft eine seltsam verkehrte Front, gewissermaßen einen „Chiasmus der Methoden“. Die Verwandtschaft ruht z. T. auf der gleichen geistig politischen Situation, die, um es ganz grob zu sagen, nach dem Ablaufen eines Jahrhunderts Metternich positiver und Humboldt negativer zu sehen lehrt, als es vordem üblich war. Aber das soll hier nicht in seine feineren Züge verfolgt werden; uns interessiert der methodische Standort der beiden Bücher. Er ist, so wenig auch dabei die geistige Gemeinsamkeit der Frontgeneration sich verleugnen lässt, im Prinzip denkbar konträr. Man könnte, um die Lage zunächst wieder ganz grob zu bezeichnen, nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch von einem „idealisierten” Metternichbild und einem „desillusionierten” Humboldtbild sprechen. Auf der einen Seite erscheint Metternich, den das Pathos der nationalen Historie als ideenlosen Reaktionär und egoistischen Intriganten, als brutal und ungeistig gebrandmarkt hatte, den man dann tiefer und feiner zu verstehen lernte, als den pflichtgebundenen Exponenten des österreichischen Staates – er erscheint nun vor dem Hintergrund großer überpersönlicher und auch überösterreichischer Ideen, nicht als Opportunist und Routinier, sondern als Gläubiger, ja fast als Dogmatiker einer Welt von Prinzipien, die vom 18. ins 20. Jahrhundert hinüberreichen. Was Metternich scheitern lässt, ist mehr ein Mangel an natürlicher Verbundenheit und an Massivität des Willens als ein Defizit an Geist und Glauben. So wagt Srbik geradezu ein Geflecht von spekulativ gegründeten Leitsätzen, ein „System” Metternichs zu entwerfen. Die Methode, hinter dem bloß Tatsächlichen des Handelns die ideellen Aspekte aufzuspüren, feiert hier an einem scheinbar sehr ungemäßen Gegenstand überraschende Triumphe. Das hat naturgemäß seine Bedeutung weit über das Methodische hinaus. Es sei hier nur auf einen parteigeschichtlich besonders wichtigen Punkt hingewiesen: die bekannte Antithese von Troeltsch, die deutsch-romantisches und westeuropäisch-naturrechtliches Denken kontrastiert, erfährt eine bedeutsame Korrektur. Auch in das deutsche konservative Denken baut sich ein erheblicher Zustrom naturrechtlicher Doktrin (wie übrigens nach an Haller schon nachzuweisen war) mit hinein; nur vermöge dieser universalen Mitgift steigt Metternich zu seiner universalen Stellung empor, freilich wird sich in ihrer zeitgeschichtlichen Vergänglichkeit auch das Unkräftige aller Ideologien erweisen, die nicht in die Verbindung mit natürlich-elementaren Kräften einzutreten vermögen.

Die Situation, vor die Wilhelm v. Humboldt den Forscher stellt, bezeichnet den Gegenpol in jedem Betracht. Hier war nicht erst um das Recht ideengeschichtlicher Fragestellung zu ringen, sie hat sich gegenüber dem „Philosophen als Staatsmann” ganz natürlich ergeben und in klassischen Werken erprobt. Grade der Weg vom Gedanken zur Wirklichkeit, grade die Tatsache, dass ein Mann von umfassenden Zielen der Selbstbildung seine universale Menschlichkeit an die Idee der Nation gebunden sehen lernte, dass er schließlich sich selbst in den Dienst des konkreten Staates stellte, eben das machte ihn zum Prototyp des politischen „Idealismus”, ja des nationalen Liberalismus. Hier schien eine wegweisende und stellvertretende Leistung vollbracht: Der Genosse des Weimarer Dichterkreises, eine dem Schauen hingegebene Natur dringt zur Erkenntnis und Wertung der überpersönlichen Individualitäten vor, er erlöst sich aus der Vereinzelung, er führt Bildung und Staat zusammen, ohne doch je an die dumpfen Kräfte der Wirklichkeit sich zu verlieren. Diese Reserviertheit, die von der Dämonie des Politischen nichts zu wissen scheint, die vom öffentlichen Leben zurückzutreten erlaubt, wenn es der „Idee” sich entzieht – war sie nicht ein Triumph des sittlichen Bewusstseins und des reinen Gedankens, der eben darum fordernd weiterwirkt? – Hier nun vollzieht das Kählersche Humboldtbuch eine ausdrückliche Umkippung, die nicht übel als „Entgötterung der politischen Ideengeschichte” bezeichnet worden ist.[29] An einem ihrer Lieblingsobjekte muss sich das Problematische und Grenzhafte der Methode erhärten. Denn „Wilhelm von Humboldt und der Staat”, das ist eine Fragestellung, für die nicht von der „Gültigkeit” der Ideen, sondern von ihrer gestaltenden Kraft, nicht vom Reichtum der Gedanken sondern von ihrer Lebensnähe die Akzente fallen. Es ist ein Illusionärer (und allerdings durch die Lebensform um 1800 als eigentümlich deutsch bestimmter) „Idealismus”, der Reinheit der Gesinnung und Freiheit von robusten Instinkten als Ersatz oder gar als Höherwertigkeit gelten lassen will im Schiffbruch der Wirklichkeit. Sie also wird auch hier zur Richterin proklamiert. Es gilt Humboldt nicht als Theoretiker, nicht in seinen Schriften, sondern in der Totalität seines Daseins, anzuschauen. Damit verschiebt sich der biographische Aspekt, wie hier nicht des näheren ausgeführt werden kann. Es wird in einer tiefbohrenden und überaus beziehungsreichen Analyse aufgehellt, dass der praktische Misserfolg auf einer Theorie des „negativen Handelns” ruht, die letzten Endes sublimiertes Genießertum ist. Hinter dem „klassischen” Menschen taucht die tiefe Ichbefangenheit des „interessanten” Individuums auf, die nicht durch Hingabe gestalten kann, sondern sich aus dem Leerlauf zu retten sucht im Anschluss an den Staat. – Ziehen wir auch hier die Konsequenzen für den Bereich unseres speziellen Gebietes: Es ist nicht die Absicht des Kählerschen Buches, den Wert der politischen „Ideen” Humboldts zu leugnen,[30] die von der Person ihres Urhebers gelöst, eine eigene programmatische Bedeutung haben und insoweit auch zur Parteigeschichte gehören. Das aber, worauf es ankommt und was durch die psychologisierende Betrachtung unterkellert wird, ist die klare sachliche Frage nach Verantwortung und Einsatz, nach dem objektiven Verhältnis zwischen Gedanke und Realität,[31] Hier wird sich immer Ideengeschichte und Parteigeschichte trennen.

So bezeichnen die Biographie Metternichs und Humboldts für uns sehr lehrreiche, weil eigentümlich zugespitzte Gegenbilder. Geht man von diesen für die historiographische Lage repräsentativen Büchern zu einzelnen Gruppen des parteigeschichtlichen Schrifttums über, so kann der Bericht summarischer gefasst werden. Ich beginne mit der katholischen Bewegung, wo im Grundsätzlichen kaum Streit ist. Es wird nie übersehen werden können, dass ein ideelles System aller Zentrumspolitik vorausgeht und in ihr dauernd wirkt. Für diese Voraussetzungen sind etwa die Arbeiten von Schrörs und Mausbach zu nennen. Eine mehr populäre Zusammenfassung gibt M.H. Meyer in seiner Schrift „Die Weltanschauung des Zentrums in ihren Grundlinien”.[32] Wie von diesen Grundlagen zu den an innerlichsten damit verbundenen Gebieten Stellung zu nehmen ist, wird ein immer wieder gegebenes Thema sein. So hat der Prälat Schreiber über die Frage „Katholizismus und deutsche Kulturpolitik” gehandelt.[33] Und insbesondere ist an die Literatur über die Entfaltung der christlich-sozialen Ideen zu erinnern.[34] Aber das eigentliche Problem bleibt auch hier immer, wie die weltanschaulichen Gehalte in die Praxis des parteipolitischen Lebens überführt und in ihr umgebildet werden. Dafür sind am lehrreichsten monographische Arbeiten über bestimmte Entwicklungsphasen, mögen sie um Persönlichkeiten oder um Sachzusammenhänge gruppiert sein. Neben den älteren Arbeiten von Bergsträsser und Schnabel ist das wichtigste einschlägige Buch aus der Berichtszeit selbst das Lebensbild des Bischofs Ketteler, das aus jahrelangen Studien von Fritz Vigener erwachsen ist.[35] Die Wirksamkeit des westfälischen Standesherrn reicht von der Pauls-kirche und den Kämpfen mit dem hessischen Staatskirchentum über die Reichsgründungszeit bis in das Endstadium des Kulturkampfes hinein: es sind die 30 Jahre, in denen der politische Katholizismus Gestalt gewann, in denen er mit dem konstitutionellen Staate sich einrichtete und eine hierarchisch geschlossene Kirche hinter ihn trat. Kettelers große Stellung in dieser Phase ruhte bei aller Grundsatzfestigkeit, bei aller Strenge des kirchlichen Bewusstseins auf ausgesprochen politischen Eigenschaften. Er besaß einen eminenten Sinn für das Erreichbare, er tritt obwohl er literarisch tätiger gewesen ist als irgendein deutscher Bischof seiner Zeit, nicht in der Geistesgeschichte oder der Theologie des Katholismus hervor, sondern als Mann des energischen und doch immer disziplinierten Willens. So ist der von Vigener mit reichster Kenntnis dargestellte und feinsinnig interpretierte Lebenslauf für die Umsetzung von Idee in Politik höchst lehrreich. – Die Fortwirkung dieses populärsten unter den deutschen Bischöfen des 19. Jahrhunderts bezeugt auch die Auswahlausgabe seiner Schriften.[36] In unserem Zusammenhang sind daraus besonders wertvoll die „sozialen Schriften”, die ja ein spezifische Moment des Übergangs zu höchst praktischer Politik bezeichnen und der (leider verkürzte) Wiederabdruck der Schrift „Deutschland nach 1866”, die wie keine andere charakteristisch ist für die Verbindung von Strenge und Schmiegsamkeit, von kirchenpolitischer Berechnung und nationalpolitischem Instinkt.

Wenn der Stand der parteigeschichtlichen Literatur auf dem Gebiet der katholischen Bewegung von prinzipieller Zuspitzung naturgemäß wenig spüren lässt, so bezeichnet der Sozialismus den anderen Pol. Denn hier steckt ja in der Theorie selbst der Widerstreit zwischen philosophischer Begründung und Überbaulehre darin. Es wird immer wieder naheliegen, den gedanklichen Gehalt, der hier so selbstbewusst theoretisch ist wie bei keiner anderen Partei, aus seinen Bedingtheiten zu lösen und ins System zu bringen. Ein Beispiel ist das an Kant orientierte Buch des Ordensgeistlichen Schlund „Die philosophischen Probleme des Kommunismus”.[37] Und wenn von seiten des Sozialismus selbst (zwar „Vorläufer” gern akzeptiert werden aber) mit Recht die spezifische gesellschaftliche Verumständung der eigenen Parteilehre betont wird, so scheut man doch auch hier vor einer abstrakten Systematisierung nicht zurück. Ich nenne dafür da – allerdings von der Orthodoxie stark bestrittene – Buch von Cunow, „Die Marxsche Geschichts-Gesellschafts- und Staatstheorie”.[38] – Ein anderer Widerspruch ist der zwischen Herrenkult und Massenbewegung. Es muss genügen darauf hinzuweisen, wie die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus heute in Russland das Objekt einer beispiellos intensiven Forschung sind, die alle Maßstäbe dynastischer oder bürgerlicher Heldenverehrung weit hinter sich lässt. Es entstehen hier neue Acta Sanctorum, nur dass sie hineinprojiziert sind in das nüchternste Detail des modernen arbeitsteiligen Lebens und mit einem Höchstmaß von positiver Exaktheit und „photokopistischer” Treue zubereitet werden. So gibt das Marx-Engels-Institut neben seiner umfassenden archivalischen und bibliothekarischen Tätigkeit nicht nur ein „Archiv” heraus mit Spezialabhandlungen, Dokumenten und einer grundlegenden Bibliographie,[39] nicht nur eine kritische Gesamtausgabe der Schriften von Marx und Engels, die auf 42 Bände veranschlagt ist, es werden darüber hinaus bearbeitet alle Persönlichkeiten, die den Weg der beiden Führer je berührt haben, es entstehen Lexica sowie ein Itinerar von Karl Marx, ja eine förmliche Biostatistik, die den Inhalt möglichst jeden Tages festzulegen sucht. Alle „Goethe-Philologie” bedeutet im Vergleich dazu nur einen schüchternen Ansatz.

Auch die deutsche Forschung hat sich begreiflicherweise nach 1913 der großen Führer aufs neue angenommen, und auch hier war die Bedeutung und der Reiz des Biographischen entscheidend. Als wichtiges Beispiel sind hier die Arbeiten Gustav Mayers zu nennen, zunächst seine Engels-Biographie.[40] Von ihr liegt ein erster Band (bis 1851 reichend) und ein Ergänzungsband (Schriften der Frühzeit) vor. Es konnte hier auf Grund zahlreicher glücklicher Funde (insbesondere auf Grund der Aufdeckung des Pseudonyms, unter dem der junge Engels geschrieben hat) biographisches Neuland betreten werden. Ein höchst reizvolles Neuland. Denn der Wuppertaler Fabrikantensohn, eine helle sinnenfreudige Natur, kommt auf sehr eigenen Wegen zu der Position, auf der er mit Marx sich zusammenfinden wird, in einer rapiden Auseinandersetzung mit den Ideen des Jahrhunderts (die ihn, wie er einmal schreibt, nachts nicht schlafen lassen), vor allem aber in unmittelbarer Anschauung des wirklichen Lebens, das ihm in England entgegen tritt. So ist er von den beiden Freunden der im spezifischen Sinne politische. Wie er Marx nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich entscheidend hilft, im Denken des Lebens Herr zu werden, so wird er insbesondere der Vermittler von der Theorie zur Realität der deutschen Arbeiterbewegung sein. Diese im engeren Sinn parteigeschichtliche Rolle von Engels dürfte freilich erst der noch ausstehende zweite Band der Biographie voll belichten.[41] – Neben Engels ist es Lassalle, dem die Arbeit des gleichen Autors vornämlich gegolten hat. Die sechsbändige Publikation der Nachgelassenen Briefe und Schriften[42] hat ein – teils völlig neues, teils berichtigtes – Material ausgebreitet, dessen Bedeutung hier nicht beiläufig charakterisiert werden kann.[43] Genug, dass es sich wiederum um eine Persönlichkeit handelt, bei der die Leidenschaft des abstrakten Denkens unmittelbar in politische Energien sich wandelt oder umgekehrt die persönlichen Begehrungen mit einer Leichtigkeit sondergleichen unter allgemeine Ideen sich subsummieren. So enthält etwa der erste Band erstaunliche Belege für die ideologische Mimikry der Lassalleschen Erotik, während der fünfte den Denker in der Praxis der Arbeiterbewegung und der Agitation uns anschaulich vor Augen führt. Hier mündet Theoriegeschichte und Persönlichkeitsgeschichte in wirkliche Parteigeschichte, in das Zusammenschließen von Einzelwillen zum organisierten Handeln. Im übrigen aber hat die Geschichte der sozialdemokratischen Partei, wenn man vom Frühstadium und von der Kriegs- bzw. Nachkriegsentwicklung absieht, mehr in einzelnen Ausrichtungen Behandlung erfahren (Finanzpolitik, Stellung zur orientalischen, zur polnischen Frage, zur auswärtigen Politik überhaupt).[44] Aufs Ganze gesehen ist das biographische Interesse doch ein vorherrschendes.[45]

Es hat demgegenüber etwas fast Paradoxe, dass auf dem Gebiete der liberalen Parteigeschichtsschreibung, wo an sich das persönliche Lebensbild sozusagen weltanschaulich zuständig ist, dieses biographische Interesse sichtlich zurücktritt. Es fehlt zwar nicht ganz. So liegen Arbeiten vor über Dahlmann und Waitz, über Begeler und Mommsen, über Miquel und Naumann, eine besonders aufschlussreiche Studie von Dehio über Waldeck usf. Aber es handelt sich da um Bücher mit ausgesprochenem Gelegenheits- oder Zweckcharakter. Die Publikationen, die an bestimmte Persönlichkeiten anknüpfen, wie die aus dem Nachlass Dunckers, die Berichte und Protokolle Droysens aus Frankfurt, die beiden Bände seiner Briefe, erst recht die schon erwähnte Briefsammlung „Deutscher Liberalismus im Zeitalter Bismarcks”,[46] sie geben gewiss reiche Möglichkeiten, persönliche Nuancen zu verfolgen, aber im wissenschaftlichen Ertrag überwiegt Anderes. Und zwar einmal die Erkenntnis bestimmter Sachgehalte und taktischer Situationen, dann aber die des dauernden wie des zeitgeschichtlichen Charakters liberaler Denkform überhaupt. Dass diese letztere Aufgabe nicht in umfassendem Stile angepackt worden ist, wurde schon erwähnt. Immerhin liegen ausdrückliche Ansätze vor. So wäre etwa zu nennen das kluge und eindringliche Buch von Borries, „Kant als Politiker”[47] und, mehr in den Mittelpunkt unseres Problems gehörig, das Buch von O. Westphal, „Welt und Staatsauffassung des deutschen Liberalismus“.[48] Hier sind die Gefahren des abstrahierenden Verfahrens aufs glücklichste vermieden. Denn es ist ein bestimmter Kreis in einer bestimmten Situation, der um seine Praxis wie um seine Ideen befragt wird, der Kreis, der die Preußischen Jahrbücher begründet und eingeführt hat. Es handelt sich also um Männer von theoretisch bewusster Haltung, deren Liberalismus auf eine Durchdringung von Wissenschaft und Leben, auf die Erprobung des Idealismus an der Realität abgestellt ist. Und das in einer Situation (vor Beginn des Konflikts), die Disziplinierung der Ansprüche zur sittlichen Pflicht erhebt. So tritt der gemäßigte Liberalismus mit seiner Einstellung auf das absolut Aufgegebene wie auf das geschichtlich Gegebene als eine der großen Menschheitsformen hervor. Die Darlegung eines Systems lässt sich hier parteigeschichtlich fruchtbar machen, weil in seinem Zentrum der Sinn und der ethisch gebundene Wille für das „Erreichbare” steht.[49] – Natürlich wird diese Forschungsart nie allgemeinverbindlich sein können, und so sei als Gegenbeispiel die gleich vorbildliche Untersuchung von Dehio genannt, die dem entschiedenen Liberalismus der anschließenden Phase gilt. Sie horcht die Fortschrittspolitik der Konfliktszeit ab mit feinstem Gefühl für die taktische Situation wie für das Hintergründige des Wollens und Denkens.[50] In der Breite der Produktion freilich sind solche tiefergreifenden Studien verhältnismäßig selten; grade da, wo es sich um bestimmte Phasen der Fraktionsgeschichte handelt, überwiegt meist das rein stoffliche Interesse. So etwa in der Schriftenfolge „Die Paulskirche“.[51] Dass auch hier dem Widerstreit von Idee und Realität Grundsätzliches abzugewinnen ist, zeigt die Skizze der außenpolitischen Bedingtheiten, wie sie Erich Marcks kürzlich für den 48er Liberalismus entworfen hat.[52]

Wenn dann schließlich noch, um diese Übersicht zu beenden, das Schrifttum zur Geschichte der konservativen Bewegung hier einzuordnen ist, so muss mit der Feststellung einer besonders großen äußeren Fülle begonnen werden. Es ließen sich allerlei nachdenkliche Betrachtungen daran knüpfen, umso mehr, als der Schwerpunkt dieses Interesses ganz ausgesprochenermaßen auf der Frühzeit konservativer Parteigeschichte und ihrer Ideologie beruht. Es findet hier gewissermaßen ein ridurre al segno statt, das an dieser Stelle nicht zeitgeschichtlich zu würdigen ist, von dem aber klar sein dürfte, dass es gerade die eingangs besprochenen Probleme besonders akut machen muss. Während eine Biographie Stahls im Entstehen ist, von der eine Vorfrucht die höchsten Vorstellungen erweckt,[53] greift die „jungkonservative“ Anteilnahme dahinter zurück, auf die „politische Romantik”. Bezeichnend dafür sind schon die zahlreichen Neuausgaben und kritischen Editionen. Über die Novalis-Ausgabe ist hier durch den Herausgeber Kluckhohn bereits berichtet worden, wie überhaupt auf dessen Referat zur Romantik-Literatur verwiesen werden darf.[54] Daneben ist zu nennen die Sammlung „Der deutsche Staatsgedanke“. Hier kommen die Bände über Görres in Betracht,[55] der ja gleichzeitig durch eine große Neuausgabe erschlossen wird. Vor allem aber darf hingewiesen werden auf die von O. Spann herausgegebene Sammlung: „Die Herdflamme”. Hier hat Baxa die „Elemente der Staatskunst” neu ediert, sie mit einem kritischen Kommentar versehen und durch archivalische Funde ergänzt.[56] Sehr wertvoll ist auch der Anhangsband mit den handschriftlichen Zusätzen Adam Müllers und einem Überblick über seine verschollenen Schriften.[57] Der gleiche Autor hat an der gleichen Stelle unter dem Titel „Gesellschaft und Staat im Spiegel deutscher Romantik”[58] eine Sammlung aus den Schriften von Fr. Schlegel, Novalis, Arnim, Kleist, Göres, Tieck, Brentano und Eichendorff veranstaltet, soweit sie eine Affinität zum Politischen haben. – Im Rahmen der „Herdflamme” ist schließlich noch die Ausgabe der gesellschaftsphilosophischen Schriften Baaders durch Sauter zu erwähnen.[59]

Dieser stofflichen Renaissance entspricht der Reichtum an neuen Deutungsversuchen. Neben G.V. Below ist O. Spann als Führer in diesem Stimmenchor zu nennen. Vom Boden der „Ganzheitlehre” soll der Gehalt romantischer Staats- und Wirtschaftstheorie für eine organische Neugliederung der Gesellschaft und einen weltlichgeistlichen Universalismus wieder fruchtbar gemacht werden. So hat der Wiener Baxa, der Hauptherausgeber Ad. Müllers, seiner Edition der „Ausgewählten Abhandlungen” eine biographische Skizze angehängt, die nichts anderes als eine Heroisierung seines Helden ist.[60] Auch Baxas „Einführung in die romantische Staatswissenschaft”,[61] die, in recht unscharfer Gliederung, Lehrstücke aneinanderreiht, hat etwas Rhapsodisches. Das für unseren Zusammenhang Charakteristische ist dabei, dass gedankliche Gehalte der Vergangenheit, die allerdings zu Parteiströmungen: und zu universalen Ideen eine bestimmte Affinität hatten, aus ihrer geschichtlichen Situation und aus ihrer subjektiven Bedingtheit herausgelöst und unmittelbar politisch schöpferisch gemacht werden sollen. Die Problematik dieses Versuchs ist durch nichts schärfer beleuchtet als durch das Angriffsbuch, das Carl Schmitt unter dem Titel „Politische Romantik” vorgelegt hat.[62] Für ihn gibt es keine inhaltlich bestimmten romantischen Ideen, die demgemäß parteibildend wirken könnten, sondern nur einen unendlichen Romantisierungsprozess, der beliebige Inhalte zu ergreifen vermag, der aber in Wahrheit das Ausweichen vor jeder Entscheidung bedeutet und folgerichtig in der Kapitulation endet. Dieser Verhaltungsweise liegt eine bestimmte formale Situation der Geistesgeschichte zugrunde, die Schnitt auf den philosophischen Okkasionalismus zurückführen will: alles ist „Anlass”, um die Subjektivität des Ich zu steigern, es fehlt, was zu wirklich politischer Aktivität führen könnte: die moralisch-ethische Dezision, der Glaube an das Recht und die Empörung über das Unrecht. Gerade Adam Müller vorzugsweise dient (als unleugbar sehr geeignetes) Belegstück für die innere Haltlosigkeit des literarischen (und literatenhaften) Typus. Diese Kritik, deren geistesgeschichtliche und biographische Beweisführung hier nicht reproduziert werden kann, ist für uns um so bedeutsamer, als ihr Autor ebenso wie der Wiener Kreis einer katholisch-universalistischen Welt angehört. Der Streit berührt nicht eigentlich eine Verschiedenheit der politischen Wunschbilder, sondern eine Verschiedenheit der Methode und allerdings eine Verschiedenheit in der Auffassung des Phänomens „Politik”. Wogegen Schmitt letzten Endes sich wendet, das ist die reine Ideengeschichte, losgelöst von der seelischen Haltung in concreto, ist die Gefahr, politische Sentiments und politische Verantwortung zu verwechseln. Hier leuchtet die innere Verwandtschaft mit der Position von Kählers Humboldt ein, wie denn auf dieses Buch die „Politische Romantik” (nachträglich) stark gewirkt hat. Aber indem Schmitt überhaupt nur Subjektives sieht, indem er der intensiven Spürfähigkeit der Romantik für Objektives die politische Wirkung schlechterdings absprechen will, geht sein Radikalismus viel weiter. Dem wird der Historiker nicht folgen können. Das Verhältnis Adam Müllers zu den märkischen Junkern ist doch kein zufälliges. Gewiss: über ihre Interessen brauchten sie sich nicht von einem „Literaten” belehren zu lassen, aber erst die romantischen Lehren von der „wahren” Freiheit und der „wahren” Nationalität fügten das Stück Allgemeingültigkeit hinzu, deren politische Ideologien bedürften.

So werden wir auch hier auf eine media via geführt. In der gleichen Richtung wird man die Ergebnisse der reichen Spezialliteratur aus den letzten Jahren ansetzen können. Sie hat, unter Absage an alle Überspitzungen, die positiven und inhaltlichen Leistungen der politischen Romantik durchaus gewürdigt und in den persönlichen Substraten wie in den literarischen Zusammenhängen feiner unterschieden. Für einen geborenen Aristokraten liegt das Problem anders wie für einen bürgerlichen Stellenjäger.[63] So kann das wertvolle Buch Richard Samuels über Friedrich v. Hardenbergs poetische Staats- und Geschichtsauffassung[64] die psychologisierende Fragestellung ganz beiseitelassen; in durchaus echter Form erwächst hier neben dem Kultus des Subjektiv-Persönlichen ein lebendiges Verhältnis zu den traditionalen Grundlagen der Gemeinschaft. Es ist in diesem Zusammenhang charakteristisch, dass die Untersuchung von Aris über die Staatslehre Adam Müllers seine Abhängigkeit von Novalis auf neue unterstreicht.[65] Überhaupt genießt die Frühromantik eine gewisse Bevorzugung. Das gilt von der Studie von Andreas Müller über die Auseinandersetzung der Romantik mit den Ideen der Revolution.[66] Es gilt ebenso von dem Buch des Holländers Verschoor: Die ältere deutsche Romantik und die Nationalidee“[67] Beide Male kommt es hier darauf heraus, dass die äußeren Ereignisse der Schreckenszeit und der Kriege höchstens eine Akzentverschiebung in der Wendung zum Historischen und zum Volkstumsgedanken gebracht haben, dass diese Elemente aber von vornherein mit den revolutionären und weltbürgerlichen verbunden waren. Schließlich sind hierzu noch die Studien zur Staatsauffassung der Deutschen Romantik zu nennen, die P. Kluckbohn unter dem Titel „Persönlichkeit und Gemeinschaft” veröffentlicht hat.[68] Sie haben durch ihre sorgsame Sachlichkeit auch für unseren Zusammenhang etwas Abschliessendes. Gerade die chronologische Entwicklung, die Ansätze in der Staatslehre der Aufklärung, die Entfaltung des historischen Sinnes und somit das Ineinander des frühromantischen Individualismus mit dem Gemeinschaftsgedanken in seinen verschiedenen Gradationen – gerade diese ideengeschichtlichen Anliegen kommen zu ihrem wohlerwogenen Recht. Und indem als Vorzug Adam Müllers ein besonderer Sinn für die Realitäten des politischen und wirtschaftlichen Daseins in Anspruch genommen wird, nimmt die Betrachtung genau den Übergang, der als für die Parteigeschichte aufgegeben hier immer bezeichnet wurde. Wie die Romantik für jede feinere Untersuchung weder ganz subjektivistisch noch ganz universalistisch ist, wie ihr Wesen und ihre Fruchtbarkeit im Ineinander beruht, so steht es auch um – „Ideengeschichte und Parteigeschichte“.

 

[1] Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte (Stuttgart), Bd. VIII (1930) H. 4., 753–786. – der Hrsg.

[2] Einige sehr treffende Ausführungen hierzu in der Studie von Gerhard Ritter, Allgemeiner Charakter und geschichtliche Grundlagen der politischen Parteibildung in Deutschland. (Volk u. Reich der Deutschen. Hrsg. von B. Harms, 1929, I.)

[3] Bachem, Karl, Vorgeschichte, Geschichte u. Politik d. deutschen Zentrumspartei. I (VIII u. 353 S.), II (XIII u. 439 S.), III (XIII u. 451 S.) 1927, IV (XI u. 466 S.) 1928, V (XI, u. 521 S.), VI (XVI u. 447 S.) 1929. [3 Bände sollen noch folgen.] Köln, Verlag Bachem. Ein weiterer wichtiger Beitrag zur Gesamtgeschichte der Zentrumspartei liegt vor in der Publikation von Bergsträsser: Politischer Katholizismus, Dokumente seiner Entwicklung. I, 1815-1870 (313 S.), II, 1871 1914 (393. S.), München 1923, Drei-Masken-Verlag. (Der deutsche Staatsged. II. Reihe.) – Die geplanten Parallelbände dieser Reihe über Liberalismus und Konservativismus sind bisher nicht erschienen. – Für die Geschichte der nationalliberalen Partei war ein großangelegtes Werk geplant. Der erste Bearbeiter, E.W. Mayer ist 1917 verstorben. Ein nachgelassenes Kapitel ist veröffentlicht worden in: „Deutscher Staat und deutsche Parteien, Friedrich Meinecke zum 60. Geburtstag“. München u. Berlin 1922 (Oldenburg). Die Arbeit ist inzwischen von Wentzke, Heyderhoff und H. Goldschmidt weitergefördert worden. Als Ergebnis liegen bisher nur Prolegomena vor in der höchst wertvollen Briefsammlung: Heyderhoff–Wentzke, Deutscher Liberalismus im Zeitalter Bismarcks. I, 1859-1870 (VIII u. 504 S.), II, 1871-1890 (VIII u. 511 S.). Bonn und Leipzig 1925/26. (Kurt Schroeder).

[4] Bensheimer, Mannheim 1. Aufl. 1921 (148 S.), 8. Aufl. 1924 (160 S.).

[5] Als Gegenbeispiel aus konservativem Gedankenkreis nenne ich die (älteren) „Beitrage zur deutschen Parteigeschichte im 19. Jahrhundert“ von Ad. Wahl (Hist. Zeitschr. 104). Hier ist die Konstruktion die direkt umgekehrte. Sie enthält zwar im einzelnen viel Aufregendes und Wertvolles. Aber der teleologische Aufbau zeigt die gleiche Willkür. So wird alles, was an „besonnenem“ Fortschritt arbeitet, was historisch und überindividuell empfindet, als konservativ reklamiert und annektiert. Der Liberalismus hingegen muss sich gefallen lassen, auf die „Ideen von 1789“ festgelegt zu werden. Dass er seitdem (das ganze 19. Jahrhundert hindurch) der Staatswirklichkeit sich angepasst hat, erweist ihn als „abbröckelnde Staatsauffassung“. Zur Kritik vgl. Christen, F.Ch. Dahlmanns politische Entwicklung. Haessel, Leipzig 1921, 298 S. und Otto Westphal, Welt- u. Staatsauffassung des deutschen Liberalismus, Oldenbourg, München u. Berlin 1919, 322 S. – Ein Beispiel endlich für die gleiche Problemlage auch in der gemäßigten Mitte bietet das Buch von H. Rehm, „Deutschlands politische Parteien“, Jena 1912. Hier wird (S. 92/93) die paradoxe Frage nach der „theoretisch besten Partei“ aufgeworfen. Die Antwort gibt ein Bild, das – aus Zügen der Nationalliberalen und der Freikonservativen gemischt erscheint.

[6] Ich verweise auf das symptomatische Zeugnis, wie es in treffend formulierten Bemerkungen von Gerhard Masur vorliegt: „… einer selbstgenügsamen Geschichte politischer Theorien fehlt im Grunde jede Möglichkeit, die Bedeutung der von ihr behandelten Theorien zu würdigen … fragt man nur noch nach ihrer Geschlossenheit und Bündigkeit, so hat es keinen Sinn mehr politische Ideengeschichte zu treiben“. (D.L.R. 1930. 5.)

[7] Quelle et Meyer, Leipzig 1928, 287 S.

[8] F. Hirt, Jedermannsbücherei, Breslau 1924, 144 S.

[9] P. Siebeck, Tübingen 1921, VIII W. 181 S. Dazu die Vorstufe im Archiv f. Sozialwissenschaft 38, l.

[10] Deutscher Staat und Deutsche Parteien. Friedrich Meinecke zum 60. Geburtstag, S. 1–35.

[11] Mannheim, Das konservative Denken. Archiv f. Sozialwissenschaft Bd. 57.

[12] Die „Kritik der politischen Ideologien“ von A. Dietrich, Archiv f. Politik und Geschichte I, H. 1, untersucht – in der Analyse gleichfalls von Dilthey (und Troeltsch) bestimmt – das Zwischenreich von Weltanschauung und Lebensgestaltung, sehr scharfsinnig aber mit überwiegend praktisch-politischem Ziel. Von dem gleichen Autor vgl. das Referat „Geisteswissenschaftliche Erscheinungen in der politischen Literatur“, Dioskuren, Bd. I, 1922.

[13] Zeitwende, Juni 1929.

[14] . Dioskuren, Bd. 3: Grundideen des politischen Lebens der Gegenwart. Hrsg. von Walter Strich, München 1924 (Meyer et Jessen), 305 S

[15] Auch die späteren Liberalen und Konservativen gehen in Marx’s Schema von Kapitalprofit und Grundrente nicht ein.

[16] Vgl. dazu Sulzbach a. a. O., S. 13.

[17] Abgedr. in Max Weber, Ges. politische Schriften. München 1921 (Drei-Masken-Verlag). Es sei zugleich für das eigentümliche Problem des deutschen Gelehrten innerhalb der parteipolitischen Entwicklung hingewiesen auf die Abhandlung von Meinecke, Drei Generationen deutscher Gelehrtenpolitik (Rinnelin, Schmoller, M. Weber) Hist. Zeitschr. 125, 2.

[18] Philos.-Soziolog. Bücherei XXXI. Leipzig 1911.

[19] Archiv f. Sozialwissenschaft, 55. – In den gleichen Zusammenhang realsoziologischer Studien gehört auch die Untersuchung von L. Kantorowicz, Die sozialdemokratische Presse Deutschlands. Tübingen 1922 (Siebeck), VIII. 112 S. Sie betrachtet die Presse als Mikrokosmos der Partei und behandelt das demokratische Führerproblem am Verhältnis von Redakteur und Lesermasse. Die desillusionistische Pointe ist hier vermieden, indem das Spannungsverhältnis zwischen kapitalistischen Mittel und antikapitalistischem Ziel beiseitegelassen wird.

[20] Ich nenne von ihm die Aufsatzsammlung: Der Sozialismus einst und jetzt. 2. Aufl. Berlin 1923 (Dietz), 182 S. und in obigem Zusammenhang besonders die Abhandlung: Idee und Interesse in der Geschichte. Ethos, 1925. I., l.

[21] Berlin 1923 (Malik-Verlag), 342 S. Dazu als Vergleichsmaterial die Festschrift für Karl Kautsky: Der lebendige Marxismus. Hrsg. von O. Jenssen, Jena 1924 (Thüringer Verlagsanstalt), 610 S. Insbesondere hier einschlägig die Abt. IV: Neuland des historischen Materialismus.

[22] Forschungen zur Völkerpsychologie und Soziologie. Hrsg. v. Thurnwald. Bd. II: Partei und Klasse. Leipzig 1926 (Hirschfeld), 119 S.

[23] Das ökonomische Element und die politische Idee im modernen Parteiwesen. Zeitschrift für Politik V, 555 ff.

[24] 2. Aufl, München und Leipzig 1926 (Duncker et Humboldt), 90 S.

[25] Dazu R. Smend, Verfassung und Verfassungsrecht. Leipzig u. München 1928. S. 37.

[26] Es ist keine Frage, dass die gegenwärtige Tatsache des Parteienstaates diese methodische Forderung unterstützt. Auf der anderen Seite soll mit dem Ausdruck „kleine Mächte“ angedeutet sein, dass hier kein wirklich „pluralistisches System“ besteht, sondern dass dieses Nebeneinander nur sinnvoll ist in der Bezogenheit auf den Staat. Vgl. dazu die während der Drucklegung erschienene Abhandlung von C. Schmitt, Staatsethik und pluralistischer Staat, Kant-Studien XXXV, 1.

[27] Srbik, Heinrich Ritter von: Metternich, der Staatsmann und der Mensch. München 1925 (Bruckmann). I, XIV u. 787 S. II, X u. 643 S.

[28] S. A. Kaehler, Wilh, v. Humboldt und der Staat. Ein Beitrag zur Geschichte deutscher Lebensgestaltung um 1800. München und Berlin 1927 (Oldenbourg), XIV u. 579 S.

[29] So Gerhard Ritter in seiner ausführlichen und methodisch sehr fruchtbaren Anzeige. D. L. Z. 1928, H. 4.

[30] Gegen dieses Missverständnis sollte Kähler der von ihm besorgte und eingeleitete Band VI der „Klassiker der Politik schützen. (W.V. Humboldt, Eine Auswahl aus s. polit. Schriften, Berlin 1922.).

[31] Die gleiche Fragestellung schon in dem Aufsatz Kählers: „Stöckers Versuch, eine christlich-soziale Arbeiterpartei in Berlin zu begründen“ (Deutscher Staat und deutsche Parteien. Meinecke-Festschrift, München u. Berlin 1922.). Auch hier wird der „Idealismus“ einer aus dem seelsorgerischen Motiv stammenden Parteigründung in tiefem Nachspüren geschildert (hier übrigens mit eindeutiger Sympathie) und zum Schluss doch das inadäquate Verhältnis zur Wirklichkeit scharf fixiert. Auf dem „Umweg“ über staatsfremde Ideologien und „aus wilder Wurzel“ ließ sich eine moderne Massenpartei nicht schaffen (S. 261 ff.). – Das ausgezeichnete Buch von Frank über Stöcker hat die Studie Kählers leider nicht benutzt.

[32] Max H. Meyer, Die Weltanschauung des Zentrums in ihren Grundlinien. München und Leipzig 1919 (Duncker et Humblot), VI u. 137 S. Dazu Ernst Michel, Zur Grundlegung einer katholischen Politik, Frankfurt 1923 (Carolus-Druckerei), 20 S.

[33] G. Schreiber, Deutsche Kulturpolitik und der Katholizismus. Freiburg 1922 (Herder), VII u. 108 S.

[34] Ich nenne neben den wertvollen Aufsätzen von Spahn (Hochland) als bei der Redaktion eingegangen: Kaster, Die christlich-sozialen Ideen und die Gewerkschaftsfrage. M.-Gladbach 1922 (Volksverein), 69 S. Pieper, Franz Hitze zum Gedächtnis. Daselbst 1921, 47 S., A. Franz, Adolf Kolping, daselbst 1922, 68 S.

[35] F. Vigener, Ketteler, ein deutsches Bischofsleben des 19. Jahrhunderts. München und Berlin 1924 (Oldenbourg), XV u. 750 S. Als weitere Biographien nenne ich: P. Siebertz, Carl Fürst zu Loewenstein, Kempten 1924 (Kösel et Pustet), XV u. 577 S. und (wichtig durch Briefe und Tagebücher): H. Cardauns, Karl Trimborn. M.-Gladbach 1922 (Volksverein), 196 S.

[36] W.E. V. Kettelers Schriften, ausgew. und herausg. von J. Humbauer, 3 Bde, Kempten 1924 (Kösel et Pustet), 422, 320, 334 S.

[37] München 1922, VIII u. 287 S. – Gleichfalls aus katholischem Lager: R. Blüher, Moderne Utopien. Ein Beitrag zur Geschichte des Sozialismus, Bonn u. Leipzig 1920 (R. Schroeder), 111 S.

[38] Berlin 1923 (J.W. Dietz Nachf.). 4. Aufl. 2 Bde. 346 4. 352 S.

[39] Marx-Engels Archiv, hrsg. von Rjazanov, Frankfurt a. M. 1. Bd. 1925. 549 S.

[40] Gustav Mayer, Friedrich Engels. Eine Biographie, Berlin 1920 (Springer), I. Bd. 430 S. Erg.-Bd. 317 S.

[41] Sowie der Briefwechsel zwischen Engels und Bebel. Einen Vorgeschmack davon gibt die Publikation: Die Briefe von Friedrich Engels an Eduard Bernstein. Berlin 1925 (J.W. Dietz Nachf.), 217 S.

[42] Gustav Mayer, Ferdinand Lassalle, Nachgelassene Briefe und Schriften. Stuttgart und Berlin 1921-25 (Deutsche Verlags-Anstalt u. Springer). 1. Bd. X u. 357 S.; 2. Bd. VIII. u. 302 S.; 3. Bd. XII u. 411 S.; 4. Bd. XIII u. 408 S.; 5. Bd. X u. 368 S.; 6. Bd. XI u. 451 S. Eine Ergänzung des 5. Bandes nach der „anderen Seite“ der Agitation bringt die Veröffentlichung des gleichen Autors: Bismarck und Lassalle. Ihr Briefwechsel und ihre Gespräche. Berlin 1928 (J.W. Dietz Nachf.), 108 S.

[43] Eine volle Ausnutzung für die Biographie Lassalles hat noch nicht stattgefunden. Von dem bekannten Buche Hermann Onckens erschien die bisher letzte Auflage 1920. Oncken hat nur den ersten Band der Mayerschen Publikation noch für einen Lassalle-Essai (Meister der Politik) auswerten können. – An Konrad Haenisch, Lassalle, Mensch und Politiker, Berlin 1922 (F. Schneider), wird man wissenschaftliche Ansprüche nicht stellen mögen.

[44] Für das Grundsätzliche kann der Referant hier auf seine Abhandlung „Marxismus und auswärtige Politik“ (Meinecke -Festschrift) verweisen.

[45] Ich nenne noch das Buch von Rocker, Johann Most. Das Leben eines Rebellen. Berlin 1924 (Der Syndikalist), 435 S. Most exilierte bekanntlich 1878, bis dahin aber bezeichnet er die für den großen historischen Konflikt nicht unwichtige anarchistische Nebenströmung in der deutschen Arbeiterbewegung.

[46] Vgl. Anm. 2, S. 756.

[47] Leipzig 1928 (F. Meiner), VI u. 248 S.

[48] München u. Berlin 1919 (R. Oldenbourg), Historische Bibliothek Bd. 41. 822 S.

[49] Eine andere ideengeschichtlich fruchtbare Arbeit auf dem Felde der Liberalismusforschung ist die Studie von H. Rosenberg: Theologischer Rationalismus und vormärzlicher Vulgärliberalismus (Hist. Zeitschr. 141, 3.). Hier handelt es sich um aus der Wissenschaft herabsickernde Denk- und Lebensformen, die ein sehr wirksames Ferment bürgerlicher Kollektivbewegung werden.

[50] Historische Zeitschrift, 140, 2, „Die Taktik der Opposition während des Konflikts“

[51] Daraus etwa W. Schneider, Wirtschafts- und Sozialpolitik im Frankfurter Parlament und H. Krause, Die demokratische Partei von 1848 und die soziale Frage, Frankfurt 1923 (Societätsdruckerei).

[52] Historische Zeitschrift, 142, 1 „Die europ. Mächte und die 48er Revolution“.

[53] Masur, Archiv f. Politik u. Gesch. 1927; 4. 3. Von dem gleichen Autor der ausgezeichnete Essai über H. Leo in den Mitteldeutschen Lebensbildern III, 1928, S. 392 ff.

[54] Deutsche Vierteljahrsschrift VII, S. 705 ff.

[55] Der deutsche Staatsgedanke. XI, I u. 2. Hrsg. von A. Duch, München (Dreimasken-Verlag). Der eigentliche Romantikerband, den A.V. Martin übernommen und durch viele Einzelarbeiten vorbereitet hat, steht noch aus. Von den sonstigen Bänden ist für die (nicht romantische) Grundlegung der konservativen Gedankenweit noch zu nennen, der über J. Möser, der von Brandl besorgt ist, sowie (daselbst, aber außerhalb dieser Reihe) die beiden Gentz-Bände (Hrsg. H. V. Eckardt).

[56] Adam Müller, Die Elemente der Staatskunst, mit erklärenden Bemerkungen und auf Grund archivalischer Forschungen herausgegeben von Baxa. Wien 1922 (Literarische Anstalt), XXIV u. 475 S.; 606 S.

[57] Jena 1926. (Gustav Fischer), 160 S. Schon vorher hat Baxa (Das. 1921) „Ausgewählte Abhandlungen Ad. Müllers“ publiziert.

[58] Jena 1924, 664 S.

[59] Jena 1925, XII u. 938 S. In der gleichen Sammlung ist auch eine Ausgabe von Hegels Schriften zur Gesellschaftsphilosophie erschienen (Herausgeber A. Baenmlar). – Auf die eigentlich staatsphilosophische Linie und insbesondere auf die Hegelliteratur kann hier nicht eingegangen werden. Wegen ihrer nahen Berührung mit dem Problemkreis der Romantik seien nur eben genannt: G. Holstein, Die Staatsphilosophie Schleiermachers. Bonn und Leipzig 1922 (K. Schroeder), 205 S. sowie E. Müsebeck, Schleiermacher in der Geschichte der Staatsidee und des Nationalbewusstseins. Berlin 1927 (R. Bobbing) 148 S.

[60] J. Baxa, Ad. Müller. Ausgew. Abhandlungen. Jena 1921 (G, Fischer), V u. 251 S. – Die kürzlich erschienene Biographie Müllers von Baxa lag dem Referanten noch nicht vor.

[61] Daselbst 1923, VIII u. 183 S.

[62] München u. Leipzig 1925 (Duncker et Humblot). 2. Aufl. Ich darf dazu auf meine Besprechung, D.L.Z. 1926, H. 9, verweisen.

[63] Ebenso für den geborenen Katholiken anders wie für den Renegaten, Vgl. A.V. Martin, Hochland Dez, 1925 und Deutsche Vierteljahrsschrift VII, 8.

[64] Deutsche Forschungen. Frankfurt a. M. 1925 (Diesterweg) 308 S.

[65] Tübingen 1929 (Siebeck), VIII u. 64 S.

[66] Sonderdruck aus “Romantik-Forschungen”, Deutsche Vierteljahrsschrift, Buchreihe Bd. 16, Halle 1929 (M. Niemeyer) S. 245-333.

[67] Amsterdam 1928 (H.J. Paris), VIII, 150 S.

[68] Deutsche Vierteljahrsschrift, Buchreihe Bd. 15. Halle 1925, 111 S.